De Ne’en Schrievregels

Op düsse Sied kümmt neegst en implementeerte Verschoon vun de Ne’en Plattdüütschen Schrievregels. Eerstmaal kannst du jem avers ook över düssen Lenk bekieken: Ne’en Plattdüütschen Schrievregels.

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I. Allgemeines

1. Diese Rechtschreibung dient zur Schreibung des Niederdeutschen.

Diese Rechtschreibung dient zur Verschriftlichung des Nieder-deutschen auf Basis des nordniedersächsischen Dialekts. Die Schreibung erhebt keinen Anspruch, alleingültig zu sein, sondern will sich schlicht als geregelte, eigenständige, geeignete Schreibung des Nordniedersächsischen verstanden wissen. Ein kodifiziertes System ist besser als lose Regeln.

2. Das Deutsche gilt nicht als konstituierend für Regeln.

Das Ziel dieser Schreibung ist es, ein Schreibsystem für das Niederdeutsche darzustellen, das sich aus sich selbst heraus konstituiert. Dabei verfolgt es auch einen kontrastiven Charakter
zum Deutschen. Während das Entlehnen orthographischer Methoden der Lautdarstellung aus dem Deutschen nicht das Hauptproblem ist, ist es viel eher die Determinierung von Schreibungen auf Lexembasis durch ihr deutsches Kognat. Dies wird für ungeeignet
befunden und eine Schreibung sollte auf phonetischen und phonologischen Gegebenheiten innerhalb der Sprache Niederdeutsch basieren, nicht auf einer anderen Sprache, sowie diese besonders gut, transparent und effektiv durch eine geeignete Schreibung widerspiegeln. Dabei wird durch die Abgrenzung zum Deutschen, die Eigenständigkeit der niederdeutschen Sprache unterstrichen. Gewisse orthographische Methoden können allerdings verschiedene Quellen haben, unabhängiger Schreibusus, deutschen Ursprung, Entlehnungen
oder Inspiration aus anderen Sprachen, Schreibgebrauch im Mittelniederdeutschen, Reflexion moderner Sprachformen, Morphem- und Phonemerhaltung oder gute Lernbarkeit der Schreibung und Gebrauchseinfachkeit.

3. Bei Regelhaftigkeit kann auf Zusatzmarkierung verzichtet werden.

Diese Rechtschreibung folgt dem Prinzip der Effizienz und versucht Redundanz in einem nötigen Maße zu verhindern. So werden zum Beispiel verschiedene Laute, die aber durch dasselbe Zeichen wiedergegeben werden, nicht durch weitere Zeichen unterschieden, wenn ihre Aussprache aus dem Kontext heraus vorhersagbar ist. Es wird orthographisch so wenig wie möglich und so viel wie nötig unterschieden. Abweichungen hiervon werden unter der jeweiligen Regel behandelt.

4. Co-Standards und Abstandsregeln

Das Ziel dieses Regelwerks ist eher die Kodifizierung, Ausformulierung und Festhaltung von Schreibregeln als die Vorschreibung von Formen. Daher wird unten der Gebrauch des Wortes “Standard” gemacht, wenn von einer engen Auslegung dieser Regeln die Rede ist, ohne einen
Allgemeinanspruch zu erheben. Daneben gibt es eo-offizielle Regeln, die die Überdachung von anderen Formen unter diesen Schreibungsvorstoß ermöglichen, um mehrere Schreibpraxen hierunter zu vereinigen. Das soll ermöglichen, Abweichungen trotzdem ableitbar zu halten. Dies beinhaltet auch vor allem andere Zeichen oder andere orthographische Methoden zur Lautmarkierung.
Das wird bei jeder Regel zusätzlich erwähnt oder als eigene Regel festgehalten. Wenn von bisherigen inoffiziellen Regeln bewusst Abstand genommen wird, wird dies auch unter jeder Regel erwähnt.

II. Vokale

5. Es gibt folgende Zeichen, um Vokale darzustellen: <Aa, Ee, Ii, Ie, ie, Oo, Uu, Öö, Üü, Ää>.

Es wird im Standard von Sonderzeichen, die auf der deutschen Tastatur nicht vorhanden sind, abgesehen, da der Aufwand eines neuen Tastaturlayouts für jeden Plattschreiberling zu groß wäre und von vielen als zu hinderlich wahrgenommen würde. (Co-Standards s. u.)

6. Bei offener Silbe wird keine Vokallänge markiert, der Vokal wird einmalig geschrieben.

Vokallänge bedeutet, dass ein Vokal lang gesprochen wird. Da dies in betonten, offenen Silben – also solchen, die nicht auf einen Konsonanten, sondern auf einen Vokal enden – immer der Fall ist, muss die Vokallänge in diesem Falle nicht extra markiert werden (siehe Regel 3). Sehr oft geschieht es, dass eine Silbe ihren Status ändert, die Schreibung reagiert hierauf. Beispiele: Straße – <Straat>, Straßen – <Straten>; Frage – <Vraag>, Fragen – <Vragen>. Der Vokal bleibt immer lang und wird wie im Beispiel von <Straten> und <Vragen> nicht extra markiert, bleibt also einfach geschrieben. Dies betrifft allerdings nicht unbetonte Silben, wie zum Beispiel Vorsilben, bei denen auch in offener Silbe der Vokal kurz bleiben kann, zum Beispiel betrachtet – <bekeken>, das ein kurzes Schwa [ə] bei dem ersten <e> und ein langes [eː] bei dem zweiten <e> in der betonten Silbe hat. Auch Silben mit Neben-/Sekundärakzent haben lange und/oder volle Vokale und fallen unter diese Regel.

7. Bei geschlossener Silbe wird Vokallänge durch Doppelschreibung des Vokals bezeichnet.

Wenn eine Silbe geschlossen ist (siehe Regel 6), kann ein Vokal sowohl kurz als auch lang sein. Wenn ein langer Vokal vorliegt, muss diese Vokallänge zur Unterscheidung daher markiert werden. Das geschieht durch Doppelschreibung des Vokals. Der Status einer Silbe (von geschlossen zu offen) kann sich ändern, dies wird auch in der Schreibung markiert. Beispiele: machen – <maken>, ich mache – <ik maak>; kommen – <kamen>; ich komme – <ik kaam>. Diese Art der Schreibung findet sich bei allen Wortarten und wird durchgängig angewandt.

8. <ie> bezeichnet den langen i-Laut und kann in offener und geschlossener Silbe <ie> geschrieben werden. In geschlossener Silbe muss <ie> für ein langes Ii stehen, in offener Silbe kommt sowohl <ie> als auch das einfache <i> vor. In den meisten Fällen wird in solchen Silben, die bei Beugung bzgl. ihrer Geschlossen- oder Offenheit variieren, <ie> geschrieben.

In solchen Silben, deren Offenheit sich in einem Wort durch Beugung ändern kann, wird <ie> bevorzugt. Beispiel: aktiv – <aktiev> (geschlossene Silbe), aktiver – <aktiever> (offene Silbe), im Gegensatz zu Kino – <Kino>, wo sich die Silbe bezüglich ihrer Offenheit im Formenparadigma nie verändert: Kinos – <Kinoos>. Ein langes /iː/ muss in geschlossener Silbe immer durch <ie> wiedergegeben werden, in offener unveränderlicher Silbe ist es nicht zwingend. Obwohl die Grundform <aktiev> lautet, ist das Lemma Aktivist – <Aktivist>.

9. Es gibt drei Laute, die in vielen Dialekten des Nordniedersächsischen bei Vokallänge entweder eintönig oder zweitönig sind: <Oo>, <Ee>, <Öö>. Bei <Oo> wird eine Eintönigkeit nicht markiert, da sie regelmäßig nur vor /r/ vorliegt und daher vorhersagbar ist (siehe Regel 3). Bei <Ee> und <Öö> ist die Eintönigkeit [eː] und [øː], oder Zweitönigkeit [ɛɪ̯] und [œʏ̯] nicht vorhersagbar, also arbiträr auf Lexembasis. Im Standard wird allerdings keine orthographische Unterscheidung vorgenommen und in beiden Fällen <ee> oder <öö> geschrieben.

Der lange Oo-Laut ist in offenen und geschlossenen Silben immer zweitönig [ɔʊ̯], mit einer Ausnahme, vor einem /r/ ist das lange Oo als ein langes, eintöniges Oo [oː] zu sprechen. (Manche sprechen es auch als ein langes [ɔː] aus.) Die Eintönigkeit wird nicht markiert (siehe Regel 3), sehr wohl aber die Länge: Form – <Foorm>. Die Ein- und Zweitönigkeit bei Ee ([eː] versus [ɛɪ̯]) und Öö ([øː] versus [œʏ̯]) folgt keinen durchsichtigen Regeln, liegt also auf Lexembasis vor. Sie sind zudem Phoneme, da sie Bedeutung unterscheiden. Die Dialekte unterscheiden sich hier deutlich darin, welche Vokale dies betrifft, welche Aussprache sie wirklich haben, bzw. in wie viele verschiedene Vokalqualitäten sich die historischen Laute gesplittet haben. Das Nordniedersächsische hat mitunter die meisten Vokalzusammenfälle von allen niederdeutschen Dialekten.


Die Sprecherschaft des Nordniedersächsischen hat bisher nie mehrheitlich Versuche angenommen, diese Laute orthographisch zu unterscheiden. Aufgrunddessen und weil sich die Dialekte so sehr unterscheiden, wird die Tönigkeit nicht unterschieden, einzig die Länge des Vokals wird markiert. In Wörterbüchern sollte aber explizit darauf hingewiesen. Deshalb wird Diele – <Deel> nicht von Teil – <Deel> unterschieden, ersteres ist eintönig und letzteres zweitönig. Genauso bei können – <könen> und suchen – <söken>. In Co-Standards können aber die Tönigkeiten unterschieden werden. (siehe II.14. Co-Standard)

10. Langes Ee wird bei Lexemen wortfinal meistens doppelt geschrieben, z. B. <Snee>, <dree>. Dies gilt nicht für Morphemgrenzen bei Flexion: siehe <nee> und <ne‘e> oder <twee> und <twede>.

Diese Schreibung dient der Unterscheidung zwischen einem Schwa [ə] im Auslaut, geschrieben als <e>, und einem langen, zweitönigen <-ee> (siehe Regel 9). Dies dient der Unterscheidung dieser beiden Laute. Wenn eine weitere Flexions- oder Derivationssilbe herantritt, wird der Vokal den Regeln 6 und 7 nach geschrieben: zwei – <twee> wird zu zweite – <twede>. Hiervon ausgenommen sind Komposita, die von eigenständigen Stämmen ausgehen, daher: <Dreevooldigkeid>, <Dree’eck>, <Sneemaschien>. (Pronomen: II.9.)

11. Ein langes Aa wird vor /r/ nicht als <oo> wiedergegeben.

Es reicht die einfache Ausspracheregel, dass sich ein langes und daher dunkles Aa [ɑː~ɒː~ɔː~oː] vor /r/ lautlich zum offenen oder geschlossenen Oo hin verfärbt. Dies sollte schriftlich nicht durch ein Doppel-Oo wiedergeben werden, da dies vor /r/ bereits ein langes geschlossenes /o:/ wiedergibt, das vom langen Aa vor /r/ phonologisch und phonetisch noch immer zu unterscheiden ist in einigen Dialekten. Dadurch gingen etymologische Informationen und auch phonologische Distinktionen verloren, zum Beispiel Art – <Aard> und Ort – <Oord>.

12. Es gibt kein Dehnungs-h, Vokallänge wird nur durch obige Regeln gekennzeichnet.

Durch das Weglassen des Dehnungs-hs werden etliche Unstimmigkeiten der Schreibung aufgelöst und sie wird vereinfacht. Vorher herrschte bei zahlreichen Wörtern Unsicherheit, ob ein langer Vokal mit Dehnungs-h, durch Doppelschreibung oder ohne geschrieben werden sollte, manchmal wurde ein deutsches <ch> auch durch ein Dehnungs-h im Niederdeutsch ersetzt, um das gewohnte Schriftbild möglichst zu erhalten wie bei Deutsch nach – <*nah>.

Ein langer Vokal wird nun ausschließlich nach den obigen Regeln gekennzeichnet, da die Praxis des Dehnungs-hs eine deutsche ist und auf Lexembasis agiert, was nach Regel 2 nicht erwünscht ist. Beispiele: wahr – <waar>, ohne – <aan>. Silbengelenke werden nicht durch ein <h> gekennzeichnet, sondern durch andere Mittel, wie bei zwei aufeinanderfolgenden <e>s durch einen Apostroph, wie in <ne’e> oder <re’ell>, das meist einem [j] oder einem Stimmabsatz [ʔ] entspricht.

13. Auch bei unbetonten, kurzen Wörtern, Suffixen, Artikeln, Pronomen, Partikeln u. a. wird im Allgemeinen die Vokallänge markiert.

Um Ausnahmen von der Regel 7 zu minimieren und die richtige und zugrunde liegende Lautung zu garantieren, behalten auch unbetonte, kurze Wörter, Suffixe, Artikel, Pronomen, Partikeln u. a. ihre Vokallänge durch Zweifachschreibung in geschlossener Silbe bei. Beispiele sind vor – <vöör>, auch – <ook>, aus – <uut>, uns – <uus>. Dadurch lassen sich Unterschiede markieren wie ein Kind – <en Kind> und ein (1) Kind – <een Kind> als Zähleinheit, oder man – <een>.
Die Ausnahme ist die auslautende <-ee> Schreibung in Regel 10, die hier weniger benutzt wird: er – <he>, sie – <se>, die/der – <de>, weil es grammatische Wörter und keine Lexeme sind. Wenn ein Pronomen oder Artikel betont wird, kann dies durch diese Schreibung aber markiert werden: die Frau – <dee Vro> versus die Frau – <de Vro>. Alleinstehendes <de> ist wie Pronomen auf <-e> immer lang und braucht keine Markierung.

14. Die Endung <-en> wird immer ausgeschrieben (Ausnahme Regel 15), außer wenn die letzte Silbe des Stammes kurzvokalisch und auf <-er> oder <-el> ausgehend ist, dann wird <-eln> und <-ern> geschrieben.

Diese Unterscheidung dient dem Erhalt von einheitlich erkennbaren Morphemen und der Aussprache. Die Grundregel soll lauten, dass die diversen Flexionen und Derivationen des Verbs, der Adjektive und Nomen einheitlich als <–en> erkennbar bleiben, wenn sie auf ein solches zurückgehen. Die Ausnahme von dieser Regel sind die mehrsilbigen Verbstämme, die auf unbetontes <-er> oder <-el> enden. Durch das Schwa der Infinitivendung würden zwei Schwas nacheinander folgen, was im Niederdeutschen stets dazu geführt hat, eines zu verlieren. (vgl. die <-nen> Verben) So wird aus zugrunde liegendem <sammelen*> ein <sammeln>. Ein Kennzeichen ist die Ambivalenz dieses Vokals, vergleiche <Sammler> und <Sammeln> “Sammlung”. Die fehlende vollständige Infinitivendung markiert eine solche ambivalente Schwa-Silbe.
Diese Regelung dient der Effizienz in Schreibung und Aussprache. Es ist einfacher zu wissen, dass die Endung <–en> und seine diversen Funktionen immer <–en> sind, außer in diesem einen Fall. Es findet sich auch bei vorsichtiger Sprache kein zweites Schwa in <*sammelen>, zudem würde unter Umständen die offene Silbe in <*sammelen> die Aussprache der letzten Stammsilbe verändern.

Dadurch wird auch die Verbindlichkeit zum Deutschen aufgehoben, da wo sie nicht passt. So ist die Endung <-ern> bei dem deutschen Wort steuern eine Neuerung zur einfacheren Aussprache im Deutschen im Zuge der deutschen Diphthongisierung, die es im Niederdeutschen nicht gab. Dies kann nicht einfach auf das Niederdeutsche in Form von <*stüern> übertragen werden, da es <*stüern> nie gab, außer seitdem es wie im Deutschen geschrieben wird. Denn es geht auf <stüren> zurück. Zudem ist die letzte (und einzige) Silbe des Stammes lang, <stüür->. Deshalb fällt es nicht unter die Fälle auf unbetontes /-el/ oder /-er/ und die Infinitivendung wird regelhaft ausgeschrieben. Deshalb wird teuer – <düür> geschrieben und regelhaft flektiert, wie in ein teurer Ball – <en düren Ball>. (Hier sieht man auch die Kompromissschreibung des Deutschen, <-er> zu <-rer>, die für das Niederdeutsche nicht nötig ist.)

Auch Wörter mit Ausspracheverschleiß wie <regeren> und <verleren>, deren zwei Silben /-e:-/ und /-ren/ zu /-e:ɜn/ verschmolzen sind, haben eine historische Schreibung mit voller Infinitivendung, da der letzte Stammvokal lang und betont ist und eine fehlerhafte Aussprache durch diese Schreibung eigentlich nicht entsteht. Somit lassen sich Ausnahmen der Regel “immer <-en>” auf die eine obige, nötige Ausnahme reduzieren, was der Morphemkonstanz dienlich ist. Ohnehin wird als allgemeine Regel der Aussprache ein unbetontes <-ren> überall als /-ɜn~-e:ɜn/ nach einer offenen Silbe verschmolzen.
Eine weitere Ausnahme sind Verben ohne historisches /-en/ und bloßem /-n/, siehe Regel 15.

15. Andere kurzsilbige, nackte, unbetonte Endungen wie <-e> und <-er> etc. werden auch ausgeschrieben. Vorsicht gilt im Vergleich zum Deutschen, wo es Scheinendungen gibt, die im Nds. keine sind.

Zum Beispiel hatten “gehen”, “stehen”, “schlagen”, “tun” und “sehen” entweder nie oder seit dem Mittel(nieder)deutschen keine Infinitivendung auf <-en>, im Deutschen sind diese durch Analogie nachträglich hinzugekommen, mit einem <h> als Silbengelenkelement. Daher wird auf Niederdeutsch <gaan>, <staan>, <slaan>, <doon> und <seen> geschrieben; ohne <h>, da keine Silbe getrennt werden muss, es gibt nur eine. Ausnahmen sind Verben wie ruhen – <roen> oder bauen – <boen>. Wie in Regel 14 beschrieben sind die folgenden Endungen <-er> im Deutschen nur Scheinendungen: Bauer, sauer, teuer, Steuer, Feuer, Mauer etc. Nds. hatte diese Diphthongisierung nicht und es wird nach obigen Regeln <Buur>, <suur>, <düür>, <Stüür>, <Vüür>, <Muur> geschrieben.

16. Kürze des Vokals kann in Lexemen auch durch Verdoppelung des nachstehenden Konsonanten angezeigt werden, wenn keine Konsonantenverbindung folgt. Die Konjugationsendung wird dabei nicht dem vorhergehenden Konsonanten zugerechnet.

Diese Art der Markierung von Vokalkürzung kennt man auch aus anderen Sprachen, sowie dem Deutschen, wird aber im Niederdeutschen produktiv auch auf andere Wörter als im Deutschen ausgedehnt. Beispiele für die Doppelkonsonanz: heiß – <hitt>, Grammatik – <Grammatick>, Literatur – <Litteratuur>. Wenn an eine lange und geschlossene Silbe eine konsonantische Flexionsendung herantritt, hat dies keine Auswirkungen auf die Länge des Vokals: <beden> – <he beedt>. Die Vokaldoppelung gibt hier die Länge des Vokals wieder, und die Regel beinhaltet, dass Konjugationsendungen nicht als Konsonantenverbindung zählen. Diese Schreibung dient dem Erhalt des Schriftbildes, wenn Silben herantreten und der letzte Konsonant des Stammes in die Silbe der Endung übergeht. Um Kurzvokale in einer offenen betonten Silbe anzuzeigen, benutzen viele Sprachen einen doppelt geschriebenen Konsonanten zwischen den Vokalen. Auch für das Niederdeutsche entspricht dies dem impliziten Gefühl eines gedachten Silbenknicks. Dass auch im Wortauslaut der doppelte Konsonant erhalten bleibt, dient der Morphemkonstanz: <witt> wird zu <witte>. In der Aussprache bleibt der erste Vokal kurz markiert durch den Doppelkonsonanten: /vɪt/ wird zu /vɪtɪ/. Genauso bleiben die Morphemschreibungen in <dick> zu <dicker>, <Sellschopp> zu <Sellschoppen> und <Sinn> zu <sinnen> erhalten. Folgen in einer Silbe zwei verschiedene Konsonanten aufeinander, die keine eigenen Morpheme sind, zählen sie als Konsonantenverbindung und markieren ebenso einen kurzen Vokal davor: Schrift – <Schrift> braucht keinen doppelten Konsonanten.
Zwar kann diese Regel als Widerspruch zu Regel 3 aufgefasst werden, da die Kürze des Vokals bereits durch Einfach- oder Doppel-schreibung markiert wird, was <witt> redundant macht und der Doppelkonsonant erst bei <witte> seinen Zweck erfüllt. Dennoch wird dem der Zweck der Morphemkonstanz und einfacheren Erkennbarkeit des Grundlexems gegenübergestellt.
Zudem lässt sich so ein weiterer Zweck abführen: Es gibt ein paar abweichende Lexeme ohne Doppelkonsonanz nach kurzem Vokal: Schritt – <Schrid>, Tag – <Dag>, Schiff – <Schip>, Blatt – <Blad>, Schlag – <Slag>, Fass – <Vat>, Stadt – <Stad>, Weg – <Weg> etc. Die Kürze des Vokals ist durch Einfachschreibung genügend markiert. Aber durch die fehlende Doppelkonsonanz wird markiert, dass der Vokal im Plural veränderlich ist und lang wird, und zum Teil umlautet. Zwar sind dies Ausnahmen auf Lexembasis, aber eine Doppelkonsonanz ließe sich nicht rechtfertigen, da sie nicht benötigt wird, denn das Lexem bleibt entweder einsilbig im Plural oder die Stammsilbe offen und lang.

17. Bei kurzen, wenig betonten, grammatischen Wörtern tritt keine Verdoppelung ein, z.B. <as>, <al>, <bet>, <bün>, <dit>, <den>, <ik>, <sik>, <op>, <wat> etc.

Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um grammatikalische Wörter, die stets unveränderlich bleiben. Sie brauchen kein redundantes System, weil deren Silben unverändert bleiben. Die Regeln 6, 7, sowie 13 markieren durch Einfachschreibung den Kurzvokal bereits ausreichend. Co-Standardlich sind statt <wän> und <dän> aber auch <wenn> und <denn> möglich, da sie durch Schreibusus fast überall in Gebrauch sind.

18. Co-Standardliche Vokabelschreibungsregeln

Hier sind einige Alternativen, die regelhaft ableitbar sind mit co-standardlichem Status: Das lange Aa unterscheidet sich lautlich vom kurzen Aa und wird daher oft durch ein <Åå> wiedergegeben. Anstatt das Prinzip <ie> für den langen /i:/-Laut zu nehmen, benutzen andere auch <y>. Da beide allein für lange Vokale stehen, gibt es Unterschiede in der Schreibung in geschlossenen Silben. Sowohl die Doppelt- als auch Einfachschreibung sind daher möglich ich hoffe – <ik hååp I håp>, ich feiere – <ik vyyr I vyr>. Benutzt man nur <ii> für langes /i:/, gelten die gleichen Regeln wie oben zur Vokalmarkierung. Für den Unterschied der ein- und zweitönigen Laute gibt es zudem Schreibungen, die für die zweitönigen Ees und Öös die Schreibung mit anschließendem <-y> oder <-j> nutzen, zum Beispiel suchen – <söyken> und Teil – <Deyl>, oder sehen – <sejn> benutzen. Der Apostroph als Absatzmarkierer zwischen zwei Ees, die zu zwei Morphemen gehören, wie bei Ihr – <Se’eer>, kann bei Komposita auch stilistisch durch ein Mittelpunkt < • > ersetzt werden, um die Morphemgrenze zu markieren, Dreieck – <Dree·eck>.